Mein persönliches kleines Abenteuer ist gestartet. Durch meine Firma habe ich die Möglichkeit bekommen die nächsten 3 Monate in der spanischen Hauptstadt Madrid zu verbringen. Drei Monate voller Arbeit, mit einer fast fremden Sprache/Kultur und ohne ein vertrautes Gesicht (das Gesicht im Spiegel sei hierbei mal vernachlässigt). Klingt für den Außenstehenden vielleicht nicht so attraktiv, für mich ist es aber die Erfüllung eines kleinen Traumes.
Dadurch, dass die ganze Aktion etwas kurzfristig finalisiert wurde, wurden viele Entscheidungen bezüglich der Reise etwas kurzfristig getroffen. Insgesamt lag zwischen der Flugbuchung und dem ersten Tag in Madrid eine knappe Woche. In dieser Woche musste dann noch eine Packliste geschrieben, diverse Formalien geklärt, sich von den Freunden verabschiedet und schlussendlich auch noch die Tasche gepackt werden. Als das dann erledigt war, konnte die Reise losgehen. Die Abflugzeit um 08:00 Uhr zur wählen war zwar gar nicht verkehrt, den Schlafreserven tat es aber nicht so gut. An dieser Stelle übrigens noch einen dicken Dank an Philipp, ohne den ich noch früher hätte Aufstehen müssen.
Aber kommen wir zum eigentlichen Thema: dem Ankommen. Das Ankommen in Madrid war ziemlich spektakulär. Dadurch, dass ich in der morgendlichen deutschen Kälte gestartet bin, kamen mir der blaue Himmel und die angenehmen 20°C in Madrid wie der Himmel auf Erden vor. Zugute kam dem ganzen auch, dass die U-Bahn am Flughafen gerade renoviert wird und ich dadurch den ersten Teil vom Weg zur Wohnung Oberirdisch mit dem Bus zurücklegen durfte. Dabei hat die Stadt einen verdammt guten Eindruck auf mich gemacht und meine Vorfreude auf die nächsten 12 Wochen ist noch größer geworden. An der Metro Station „Mar de Cristal“ angekommen, ging es dann aber unterirdisch weiter zur Wohnung. Die Metro in Madrid ist, wie in den meisten europäischen Hauptstädten, sehr einfach nutzbar und eine echte Erleichterung für das innerstädtische Reisen. Vielleicht widme ich der Metro zu einem späteren Zeitpunkt mal einen extra Eintrag.
In der Wohnung angekommen wurde ich dann von Adrian in Empfang genommen. Adrian ist der Verwalter der Wohnung und spricht fließend Deutsch. Er hat mir dann die Wohnung und das Viertel gezeigt. Das war richtig gut für den ersten Einstieg. Die Wohnung ist dabei nicht schlecht. Eine ca. 100 m2-WG mit 3 Zimmern, wobei eins noch frei ist und das andere zwar belegt ist, ich aber die Existenz der Mitbewohnerin nur anhand von bewegtem Geschirr in der Küche spüre.
Das Viertel in dem ich hier wohne ist auch echt gut. Es liegt ruhig im Südosten der Stadt und trumpft vor allem mit einem großen Park direkt vor der Haustür auf. Außerdem gibt es hier einige Restaurants, diverse Einkaufsmöglichkeiten und einen dauerhaft bespielten Fußballplatz. Den Platz kann ich von meinem Fenster aus sehen und jedes Mal, wenn ich dort hingeschaut habe, spielten dort irgendwelche Teams verschiedenen Alters Fußball. Was außerdem echt praktisch ist, ist der Supermarkt um die Ecke, der auch sonntags von 10:00-20:00 Uhr auf hat. Für jemanden wie mich, der regelmäßig sonntags mit einem leeren Kühlschrank zu kämpfen hatte ist das natürlich ein kleines Wunder.
Der erste Tag in Madrid bot also vor allem viele neue Eindrücke und macht definitiv Lust auf mehr. Für den nächsten Tag habe ich mir vorgenommen ein bisschen Sightseeing zu machen und mir die Stadt anzuschauen. Aber dazu gibt es wahrscheinlich im nächsten Eintrag etwas mehr zu lesen.
Veröffentlicht im März 2017, Ⓒ Peter Wiese
Seit ich mich erinnern kann, habe ich mir noch nie alleine eine fremde Stadt angeschaut. Immer war irgendwer mit dabei. Bisher fand ich es auch meistens echt schön, wenn jemand mit dabei war. Einziger Nachteil den man hat, wenn man nicht alleine reist ist, dass man immer irgendwie Kompromisse eingehen muss. Sei es bei Kleinigkeiten wie dem Anhalten in jedem dritten Souvenirshop oder dem drängeln in einer Kunstgalerie. Oder auch größerer Streitpunkte, wie der Auswahl der Sehenswürdigkeiten oder der Suche nach dem besten Restaurant. Das hat man alles nicht, wenn man alleine reist. Allerdings bringt das alleine Reisen dafür andere Nachteile mit sich. Fangen wir aber von vorne an.
Heute habe ich, nach einem kleinen Frühstück und dem Suchen nach Veränderungen in der Küche, welche die Existenz der Mitbewohnerin beweisen könnten, die nächstbeste Metro geschnappt und bin in den Parque del Retiro gefahren. Ein wirklich atemberaubender Park, in dem man sicherlich viele schöne Stunden verbringen kann. In diesem Parkt tobt echt das Leben. An jeder Ecke hört man einen anderen, meist sehr talentierten Musiker, sieht diverse Künstler, Zauberer oder auch die typischen Sonnenbrillen- Selfie-Stick-Verkäufen und kann Pärchen und Jogger beobachten. Dazu kommen noch Vogelzwitschern und Kinderlachen und die Großstadt-Idylle ist perfekt. Von den Sehenswürdigkeiten im Park selbst habe ich mir heute nur drei Stück angeschaut. Die erste war das Teatro Casa de Vacas, einer kostenlosen Kunstgalerie die eine von Google gesponserte Ausstellung zeigte. Die Bilder in der Ausstellung waren gar nicht mal übel, eins davon würde ich mir sogar in die Wohnung hängen und ein anderes hätte ich gern als Familienbild im selben Stil nachgezeichnet.
Dabei ist mir aber auch direkt der erste Nachteil des alleine Reisens aufgefallen. Wenn man alleine reist, kann man sich mit Keinem über das Gesehene austauschen. Gerade bei einer Sache wie Kunst ist das ein echtes Problem, da man, vor allem abstraktere, Kunst zu zweit oder zu dritt ganz anders Wahrnimmt, da Kunst von jedem Menschen anders interpretiert wird und man erst durch den Austausch einen besseren Gesamteindruck bekommt von dem, was der Künstler damit hat ausdrücken wollen. Positiv ist mir übrigens aufgefallen, dass keines der Gemälde so aussah, als hätte der Künstler eigentlich nur Pickel oder seine Farbtuben ausdrücken wollen. Das ist ja bei abstrakter Kunst nicht immer selbstverständlich.
Als nächstes habe ich mir das Monumento Alfonso XII angeschaut. Eine echt schöne Statue, die durch ihre Lage wunderbar zur Geltung kommt. Das Ding steht direkt am See des Parks und schaut auf die vielen Ruderboote, voller Freunde, Familien oder Pärchen, die in dem See herum schippern. Der See bildet gefühlt das Zentrum vom Park. Hier findet man die meisten Musiker, Verkäufer und Menschen. Auffällig war dabei, dass die meisten Leute dort aussahen, als wären sie wirklich Einwohner der Stadt und nicht nur irgendwelche dahergelaufenen Touris (wie ich).
In dem Park gibt es dann aber auch noch den Palacio de Cristal, einem großen Glashaus, in dem eine Soundinstallation mit Vogelzwitschern zu finden ist. Die Installation kommt jedoch nicht so richtig zur Geltung, da dort durch die Menschen ein echt lautes Grundrauschen entsteht und der Sound dadurch verloren geht. Einen Blick ist der Palacio aber definitiv wert, wenn man eh schon im Park ist.
Nachdem ich dann eine ganze Weile durch den Park gelaufen bin, habe ich mir die nächste Sehenswürdigkeit gesucht, die ich mir anschauen wollte, den Plaza Mayor, den wohl bekanntesten Platz in Madrid. Durch meine gar nicht mal so schlechte Orientierungsfähigkeit, war der Plan dabei, einfach nur grob in die Richtung zu laufen und auf dem Weg dahin auch mal abzubiegen, wenn ich etwas anderes Interessantes finden sollte. Dieses „um die Ecke gucken“, wie Hannah es nennt, ist echt gut um eine fremde Stadt mit all ihren Facetten kennenzulernen. Bei mir war es dann aber nicht nur das schauen um die Ecken, ich bin auch bei den meisten abgebogen um weitere Ecken zu entdecken. Eine davon hat mich auf eine Demonstration geführt, die ich bis jetzt immer noch nicht ganz begreife. Um sich meine Situation ein bisschen besser verstehen zu können, muss sich der geneigte Leser vorstellen, alleine um die Mittagszeit ohne wirklich klaren Weg durch eine fremde Stadt zu irren und dabei von irgendwo her mikrofonverstärkte Parolen in einer fremden Sprache zu hören. So etwas macht neugierig. Also bin ich diesen Geräuschen gefolgt um herauszufinden gegen was da genau demonstriert wird. Als ich dann nah genug am Zug angelangt war um die Parolen zu verstehen, konnte ich, mit der Hilfe von einem Übersetzer, erahnen, dass irgendwie für die Meinungsfreiheit demonstriert wird. Das fand ich zwar ein wenig ironisch (eine Demo ist ja immer schon ein Ausdruck von Meinungsfreiheit), aber sich dafür einzusetzen kann ja nie schaden. Das hat aber meine Neugier noch nicht zu 100% gestillt und ich wollte weiter herausfinden, wodurch in Spanien die Meinungsfreiheit gestört werden könnte, dass dafür hunderte Menschen auf die Straße gehen. Also habe ich mir die weiteren Schilder angeschaut, die dort zu sehen waren. Nachdem ich Schilder mit der Aufschrift „Stoppt die Indoktrinierung der Klassenzimmer“ und „Ich entscheide selber wie meine Kinder erzogen werden“ in der Menge entziffern konnte, wusste ich gar nicht mehr was abging. Um die Verwirrung perfekt zu machen, gab es am Ende des Zugs noch ein riesiges Banner auf dem „männliche Heterosexualität ist kein Verbrechen“ zu lesen war, zumindest wenn ich das mit meinen Spanischkenntnissen und dem Google-Übersetzer richtig entziffern konnte. Etwas klarer erschien mir die ganze Sache erst, als ich eine, mit Regenbogenfahnen bestückte, Gegendemonstration dazu gefunden hatte, die die Demo auf der anderen Seite wohl als homosexuellenfeindlich angesehen haben. So 100%ig kann ich aber immer noch nicht sagen, was da los war. Ich bin wohl ein nicht ganz so guter Detektiv.
Nachdem ich dem Schauspiel noch eine Weile zugeschaut habe und trotzdem nicht daraus schlau geworden bin, habe ich mich auf den Weg gemacht um mein eigentliches Ziel zu erreichen: den Plaza Mayor. Allerdings wurde ich auch hier, wie auch in jedem Open-World-Rollenspiel am PC, von meiner Hauptaufgabe abgelenkt und hatte erst mal Hunger. Auf der Suche nach einem Restaurant, hört ich von einem Platz wieder laute Geräusche und dachte mir, wenn es in der Mittagszeit irgendwo laut ist, wird es da schon Essen geben. Damit hatte ich zwar Recht, der Grund für die Lautstärke war jedoch wieder eine Demonstration. Dieses Mal war der Grund jedoch einfach erkennbar, es ging gegen die Tötung von Wölfen. Ein guter Grund zum Demonstrieren! Hungrig und kurzentschlossen habe ich mich dann entschieden, mir dort auf dem Platz ein Bistro zu suchen und dem Treiben zuzuschauen. Damit konnte ich auch dem Nachteil umgehen, dass alleine Essen schnell langweilig wird. Dabei habe ich übrigens gelernt, das man in einer Chocolateria tatsächlich geschmolzene Schokolade im Glas bekommt, wenn man eine heiße Schokolade bestellt.
Nachdem dann aber der Hunger gestillt und der Zuckerschock überlebt wurde, ging es dann endlich wirklich zum Plaza Mayor, einem echt richtig schönen Platz im Herzen Madrids. Er zeichnet sich dadurch aus, das er von allen Seiten bebaut ist und man nur durch schmale, aber imposante Gassen in den Gebäuden hinein und hinaus kommt. Ansonsten gibt es dort aber nur Restaurants, ein paar Statuen und viele Straßenhändler. Kann man mal gesehen haben, ein echtes Muss ist es aber nicht.
Vom Plaza Mayor ging es dann weiter zum Placio Real de Madrid, dem Royalen Palast. Der Weg dahin war hauptsächlich von engen Gassen, einigen Obdachlosen und dem Teatro Real geprägt. Der Palast selbst ist von außen echt nicht schlecht, im Vergleich mit dem Buckingham Place oder dem Dresdener Zwinger nichts Besonderes, allerdings habe ich die Innereien noch nicht gesehen.
Mit dem Palast endete auch mein Tag und der Heimweg stand an. Insgesamt hat mir bei der ersten größeren Erkundung die Stadt verdammt gut gefallen. Madrid fühlt sich nach den ersten Tagen echt lebens- und liebenswert an und ich freue mich schon, noch mehr von dieser unglaublichen Stadt kennenzulernen. Übrigens habe ich, während ich den Text geschrieben habe auch meine Mitbewohnerin kennengelernt. Sie heißt Marion, kommt aus Frankreich und möchte für 6 Monate in Madrid arbeiten. Der erste Eindruck war sehr sympathisch, mehr konnte ich aber noch nicht erfahren. Dafür habe ich morgen erst mal meinen ersten Arbeitstag bei Telefónica. Da bin ich auch schon verdammt gespannt drauf. Aber dazu gibt es wahrscheinlich im nächsten Eintrag etwas mehr zu lesen.
Veröffentlicht im März 2017, Ⓒ Peter Wiese
Eigentlich war heute ein ganz normaler Montagmorgen. Ich bin zur selben Zeit wie immer aufgestanden, habe mich auf den etwas längeren Weg zur Arbeit gemacht und habe unterwegs ein bisschen gelesen. Dieser Montag hat sich allerdings darin unterschieden, dass ich zum Ronda de la Communication in Madrid und nicht in die E-Plus Straße nach Düsseldorf wollte. Außerdem würden mich in dem fremden Komplex auch nur fremde Gesichter erwarten, die zu Namen gehörten, die ich wenn dann nur aus irgendwelche E-Mails kannte. Wie man vielleicht herauslesen kann, war ich doch etwas aufgeregt. Aber diese Aufregung musste dann im Laufe des Morgens der schieren Begeisterung weichen.
Vielleicht sollte ich im Vorfeld erwähnen das Telefónica eines der größte Unternehmen in Spanien ist (wenn nicht sogar das größte?!). Allein in dem Campus in Madrid arbeiten um die 15.000 Leute. Und für diese Menge an Personen braucht man viel Platz und eine gute Infrastruktur. Für letzteres gibt es eine eigene Metro-Station nur für den Telefónica-Campus. Diese Station ist aber so dimensioniert, dass man sie im Notfall auch als Flugzeughangar vermieten könnte (vorausgesetzt man möchte Flugzeuge aus irgendeinem Grund unterirdisch lagern). Der Grund für diese ungeheure Größe ist wird einem aber sofort klar, wenn man die Oberfläche erreicht.
Der Telefónica-Campus ist einfach RIESIG! Insgesamt besteht er aus 4 Hauptplätzen (Nord, Ost, Süd, West) mit jeweils 3 Gebäuden und einem riesigen Park mit Wasserspielchen in der Mitte. Jeder Platz hat außerdem noch seine eigene Cafeteria. Außerdem gibt es noch 2 zentrale Gebäude, zwischen Nord und Ost, und zwischen Süd und West gelegen sind. In einem davon sind diverse Restaurants, ein Frisör, ein Optiker, ein Krankenhaus, eine Apotheke, eine Postfiliale und ein Supermarkt (kein Witz!) und in dem anderen sitzt das Top-Management von Telefónica. Eine weitere Besonderheit von dem Campus ist, dass sämtliche Dächer mit Solarpanels ausgestattet sind. Dadurch gewinnt Telefónica mehr als ein Drittel der benötigten Energie für den Campus selbst. Das nenne ich mal eine gute Leistung. Wer sich den Campus übrigens nicht vorstellen kann, dem möchte ich Google-StreetView ans Herz legen, da kann man das Ding in seiner ganzen Pracht bestaunen.
Aber genug vom Campus und zurück zu meinem Tag. Nachdem ich mich dann soweit orientiert hatte und das Gebäude West 2 gefunden hatte, kam auch schon mein Ansprechpartner von HR um mich zu begrüßen. Ein super freundlicher Mann, der mir aber leider erstmal erklären musste, dass ich heute noch keinen Ausweis bekommen kann, da sowas leider immer etwas dauert. Überrascht hat mich das jetzt nicht sonderlich, bei Telefónica in Deutschland würde das vermutlich auch nicht anders laufen. Also bekam ich für den Tag erstmal eine Besucherkarte, was den Nachteil hat, dass ich jedes Mal durch eine Sicherheitsschleuse muss und außerdem nicht alleine auf die Toilette kann, da ich sonst erst warten muss, bis mir danach wieder jemand die Bürotür aufmacht.
Aber genug gemeckert. Nachdem ich dann die Besucherkarte hatte und vom Gebäude West 2 ins Gebäude Süd 3 umgezogen bin, habe ich auch gleich meine Kollegen kennengelernt. Alles super Leute, mit denen man sich gut unterhalten kann. Einziges Problem war, dass sie nicht unbedingt die Geduld für mein schlechtes Spanisch hatten und wir die meiste Zeit auf Englisch gesprochen haben. Aber das wird sicher noch besser im Laufe der Zeit.
Außerdem war ich heute noch mit meinem Manager zum Essen verabredet. Allerdings erst um 13:30 Uhr, was für jemanden wie mich, der sonst immer pünktlich um 11:30 Uhr die Kollegen in die Kantine treibt eine verdammt späte Zeit ist. Dafür muss man sagen, dass das Restaurant auf dem Campus aber echt lecker ist. Außerdem war das Gespräch mit meinem Manager sehr produktiv und seine Ideen bezüglich meiner Bachelorarbeit gefallen mir sehr.
Morgen geht es dann weiter bei Telefónica und irgendwann diese Woche werden ich auch mal beim Judotraining vorbeischauen. Darauf freue ich mich schon! Aber dazu gibt es wahrscheinlich im nächsten Eintrag etwas mehr zu lesen.
Veröffentlicht im März 2017, Ⓒ Peter Wiese
Seit meinem letzten Eintrag hier sind bereits zwei volle Arbeitstage vergangen und ich muss sagen, dass ich aktuell absolut glücklich damit bin in Madrid zu arbeiten. Das merke ich alleine daran, dass sich morgens ein Grinsen auf mein Gesicht schleicht, sobald ich aus der Metrostation auftauche und den Telefónica-Campus betreten darf. Das Gelände hat einfach eine unglaublich beeindruckende Wirkung auf mich. Ich hoffe das bleibt die ganzen 12 Wochen so. Aber auch neben dem ungewöhnlichen morgendlichen Grinsen vor dem ersten Kaffee waren meine letzten zwei Tage wieder spannend.
Die Spannung beginnt schon, wenn ich morgens das Gebäude betrete und mich erst mal am Empfang melden darf, da ich immer noch keinen Mitarbeiterausweis habe. Zum Glück sprechen die Empfangsdamen ziemlich gutes Englisch (definitiv nicht selbstverständlich) und ich verstehe wenigstens was sie von mir möchten. Da die Telefónica-Sicherheitsvorschriften ziemlich streng sind, muss ich warten bis mich irgendjemand unten abholt und mich ins Büro bringt. Anschließend darf ich dann noch Tasche und Jacke in einen Scanner werfen und erst dann darf ich anfangen zu arbeiten. Alles ein wenig aufwändig, aber ich bekomme meinen Mitarbeiterausweis hoffentlich spätestens nächste Woche.
Nachdem ich dann gestern im Büro war und gerade ausgepackt hatte, kam Beatriz auf mich zu. Beatriz ist in meiner Abteilung für das Internet der Dinge (IoT) verantwortlich und wird wohl eine der wichtigsten Ansprechpartner für meine Bachelorarbeit. Sie hat mich auch gleich in ein Meeting mitgenommen, welches im IoT-Office stattfinden sollte. Das IoT-Office war so aufgebaut, wie man sich ein amerikanisches Internet-StartUp vorstellen würde. Überall bequeme Sitzgelegenheiten, verschiedenste Tisch- und Sitzkonzepte und viele gläserne Thinktanks mit riesigen Whiteboard-Flächen. Außerdem findet man dort so ziemlich alle Hardware die der IoT-Markt aktuell hergibt. Vom smarten Hundehalsband bis hin zum SmartMeter habe ich dort alles gesehen. Nachdem mir das Büro einmal gezeigt wurde und meine Kinnlade sich wieder in ihrer normalen Position befand, bogen wir in einen Thinktank ab für das Meeting. Problem daran war, dass das Meeting auf Spanisch abgehalten wurde und ich mein Spanisch nicht unbedingt als konversationsreif beschreiben würde. Die Spanier versprachen mir, dass sie langsam reden würden und das war auch gut so. So konnte ich wenigstens ein bisschen verstehen, auch wenn mein Hirn nach dem Meeting zu einer breiigen Masse geschmolzen war, da ich mich wirklich zu 100% auf das gesagte konzentrieren musste.
Bevor ich aber mit meinem Tag weitermache, möchte ich mal kurz etwas zur Konversationsart der Spanier einschieben. Wenn Spanier, wie eben beschrieben, versprechen langsam zu sprechen, dann meint das, dass Sie ein für deutsche Verhältnisse normales Tempo einschlagen. Das normale Gesprächstempo von Spaniern ist nämlich ungefähr so, als würden sich zwei pubertierende beste Freundinnen unterhalten, die sich eine Woche nicht gesehen und etwas zu viel Cola getrunken haben. Auch die Lautstärke und die Menge des Gesagten passen ganz gut in diesen Vergleich. Eine weitere Eigenart der Spanier ist, dass sie einfach lauter reden, wenn du sie nicht verstehst. So wird dann aus einem quieres un agua? ein QUIERES UN AGUA?. Das hilft mir zwar nicht, wenn ich die Wörter nicht kenne und entspannt die Situation auch nicht wirklich, aber eventuell wird es ja dadurch etwas deutlicher, was der andere möchte. Was man den Spaniern aber hoch anrechnen muss ist, dass sie immer versuchen dich zu verstehen. Egal wie schlecht mein Spanisch oder das Englisch vom Gegenüber ist, irgendwie kann man immer kommunizieren.
Zurück zu meinem Tag. Nach dem Meeting ging es dann wieder zurück ins Büro und irgendwann, für mich immer noch viel zu spät, stand dann das Mittagessen auf dem Programm. Dieses Mal war ich nicht mit meinem Manager, sondern mit ein paar Kollegen verabredet, die mir erst mal gezeigt haben, dass die meisten Telefónica-Mitarbeiter sich ihr Essen doch selbst mitbringen und nicht in die diversen Restaurants gehen. Da ich natürlich nichts mithatte, haben sie mir aber netterweise auch die Cafeteria gezeigt, in der man auch recht günstig ein Sandwich oder einen Hamburger erwerben kann.
Irgendwann am Nachmittag konnte ich dann bei strahlendem Sonnenschein das Büro verlassen, nur um 5 Minuten später wieder in der Stahlbetonröhre namens Metro zu sitzen. Das hat mich aber nicht weiter gestört, denn ich hatte das nächste Ziel vor Augen: mein erstes Judotraining in Spanien. Die Judoschule dafür hatte ich mir aus dem Internet rausgesucht. Mit 4 Trainingseinheiten die Woche erschien sie mir perfekt für meine Zwecke. Die Schule lag irgendwo recht Zentral in Madrid, eingekesselt zwischen Restaurants und Hotels. Damit kam das Dojo schon mal auf die Liste der Dojos mit besonderen Standorten (diese Liste wird übrigens vom PSV Essen und ihrem Dojo über einem Pferdestall angeführt). Als ich dann den Raum betreten und mich die nächstbesten Spanier vorgestellt hatte, wurde mir mitgeteilt: Probetraining machen wir nicht, zahl doch erstmal 65€ für den ersten Monat und dann kannst du mitmachen. Da ich mich nicht für einen Monat an eine Trainingsstätte binden möchte, ohne vorher wenigstens einmal dort trainiert zu haben, habe ich die Leute erstmal verdutzt angeschaut und gefragt ob man nicht irgendwas machen könne. Ende vom Lied war, dass ich bei der Einheit zugeschaut habe um zu gucken ob mir das Training gefällt und dann am nächsten Tag einsteigen zu können. Das Training war soweit auch ganz gut gestaltet und ich wäre wohl am nächsten Tag auch wieder dort hingefahren, hätte ein Arbeitskollege nicht noch eine bessere Idee gehabt. Aber dazu gibt es wahrscheinlich im nächsten Eintrag etwas mehr zu lesen.
Veröffentlicht im März 2017, Ⓒ Peter Wiese
Habe ich den letzten Eintrag echt mit einem Cliffhanger beendet? Komme ich dafür jetzt in die Blogger-Hölle? Aber bevor ich den Cliffhanger auflöse, fange ich erstmal an, den Titel zu erläutern. Spanier lieben NFC-Karten. Für so ziemlich alles hier in Madrid bekommst du eine eigene Karte, direkt vor Ort bedruckt und in einer Geschwindigkeit, die echt erstaunlich ist.
Angefangen hat es am Mittwoch. Da ich hier in Madrid sämtliche Strecken per Metro zurücklege, musste ich mir ein Monatsticket holen. Dafür gibt es die Möglichkeit, das Ticket online zu beantragen, oder sich einen Termin zu holen um es direkt vor Ort zu bestellen. Da ich aktuell keine Post empfangen kann und die Onlinebestellung bis zu sieben Tage gedauert hätte, habe ich mich für die persönliche Variante entschieden. Da das Büro auch direkt an der Station liegt, an der ich jeden Morgen umsteigen muss, habe ich mir einfach einen Termin um 8 Uhr morgens geholt. Nachdem ich in schlechtem Spanisch erläutert habe was ich vor Ort wollte, hat die nette Dame vor Ort auch direkt meine Personalien aufgenommen, schnell ein Foto mit der Webcam gemacht und mir dann die Karte ausgedruckt und freigeschaltet. Innerhalb von 10 Minuten war ich dann Besitzer einer wieder aufladbaren Monatskarte für alle Madrider Verkehrsbetriebe. Das Monatsticket in Madrid kostet übrigens für Jugendliche bis 26 nur 20€ im Monat und man kann damit in sämtlichen Zonen fahren. An der Preisgestaltung sollten sich die deutschen Verkehrsbetriebe mal ein Beispiel nehmen. Aber weil es gerade so gut passt, noch ein paar Worte zur Metro. Die Metro in Madrid ist, für jemanden der eigentlich vom Dorf kommt, ein unglaubliches Verkehrsmittel. Morgens auf dem Weg zur Arbeit fahren die Züge im 3-Minuten-Takt und selbst am Wochenende irgendwann nach Mitternacht fahren sie noch alle 7-8 Minuten. Dabei sind die Züge auch meistens ziemlich sauber, nur manchmal etwas alt. Einziger Nachteil ist, dass man morgens manchmal wie in einer Sardinenbüchse fährt, da die Metro doch von den meisten Madridern genutzt wird.
Am Mittwoch ging es dann mit den Karten weiter. Zwar habe ich am Mittwoch immer noch nicht meinen Dienstausweis bekommen, dafür aber eine Telefónica-Krankenkassenkarte, falls ich in Spanien mal zum Arzt muss. Immerhin das klappt. Am Mittwoch im Büro habe ich außerdem einen spanischen Laptop bekommen, damit ich auch Zugriff auf die Daten und Tools der Kollegen bekomme. Soweit klingt das erstmal gut, als ich denn aber nach meinen Login-Daten gefragt habe, konnte mir keiner weiterhelfen und ich habe jetzt zwar einen Laptop, kann mich aber noch nicht darauf einloggen.
Ansonsten sind die Kollegen in Spanien aber alle super hilfsbereit. Als ich einem Kollegen am Mittwoch beim Mittagessen (wiedermal um 14 Uhr) von meinem Judo-Problem erzählt hat, hat er mir den Hinweis gegeben, dass es in Madrid relativ viele öffentliche Sportanlagen gibt, bei denen auch diverse Kurse angeboten werden. Er hat mir dann auch gleich eine Anlage in der Nähe rausgesucht, die auch Judo anbietet. Passenderweise fand dort auch direkt an dem Mittwoch eine Einheit statt und ich konnte mir das ganze Mal anschauen. Auch hier war zwar kein Probetraining möglich, aber für 10€ für den halben Monat konnte ich auch erstmal nicht viel falsch machen. Dafür musst ich mich dann direkt anmelden und habe direkt eine NFC-Karte als Mitgliedsausweis bekommen, mit der ich Zugang zum Sportgelände bekomme. Die Trainingsgruppe war übrigens verdammt nett und perfekt um Spanisch zu lernen, da man mit Englisch dort nur bedingt weiterkommt. Vom Niveau her war es ganz ok, leider fehlen dort ein paar schwerere Leute.
Mein Donnerstag war soweit unspektakulär, das einzige spannende war, dass ich mit einigen Kollegen zum Essen in einem Burgerrestaurant verabredet war. Die Burger waren echt lecker und dadurch, dass das Restaurant etwas weiter vom Campus entfernt lag, wurde die Mittagspause auch locker auf 1,5 Stunden ausgedehnt. Für spanische Verhältnisse ist das aber nicht unnormal. Donnerstagabend war ich dann noch im Park direkt vor der Haustür um ein wenig Sport zu machen und konnte nebenbei auch noch den Sonnenuntergang über der Skyline von Madrid begutachten. Alleine ist so ein Sonnenuntergang allerdings nicht so spannend, also muss ich mir das nochmal anschauen, wenn ich Besuch bekomme. So ein Park direkt vor der Haustür ist aber verdammt praktisch. Bei meiner nächsten Wohnung in Deutschland sollte ich auch darauf achten, dass ich nicht allzu weit vom nächsten Park weg wohne.
Freitag ging es Tagsüber wieder ganz normal in Büro. Dieses Mal war ich mit einem Kollegen verabredet um eines der Restaurants auf dem Campus auszutesten. Da man dort nur Bargeldlos bezahlen konnte, brauchte ich wieder die nächste Karte um dort vor Ort bezahlen zu können. Außerdem habe ich Freitagnachmittag auch endlich meinen Dienstausweis bekommen und kann jetzt endlich alleine ins Büro und alleine auf die Toilette. Wahnsinn! Abends wollte ich dann noch zu einem Erasmus-Pub-Crawl. Aber dazu gibt es wahrscheinlich im nächsten Eintrag etwas mehr zu lesen.
Veröffentlicht im März 2017, Ⓒ Peter Wiese
Nach meiner ersten Arbeitswoche in Madrid stand dann auch direkt das Wochenende an. Wochenenden sind für mich aktuell noch so eine Sache. Da ich, bis auf meine Arbeitskollegen, noch keine wirklichen Kontakte in Madrid habe, gestaltet sich die Planung des Wochenendes als schwierig. Die Situation wurde auch nicht besser, als mir meine Kollegen erzählten, dass am Montag auch noch ein Feiertag liegt und ich noch einen Tag mehr verplanen musste. Zum Glück habe ich den Tipp bekommen, dass ich mal nach irgendwelchen Erasmus-Madrid-Facebook-Gruppen suchen sollte, da die meistens auch irgendwelche Aktionen am Wochenende anbieten. So habe ich dann auch eine Pub-Crawl-Veranstaltung für den Freitagabend gefunden.
Die Veranstaltung begann um 22 Uhr auf dem Puerta del Sol, einem ziemlich großen Platz im Zentrum von Madrid, der meiner Einschätzung nach das Drehkreuz für das Nightlife in Madrid darstellt. Von diesem Platz gehen diverse Nebenstraßen ab, die alle mit Restaurants, Clubs, Bars und vor allem mit Menschen gefüllt sind. Als ich dann, 5 Minuten vor Beginn, am Treffpunkt angekommen war, stand nur eine kleine Gruppe Deutscher auf dem Platz, die auch zum Pub-Crawl wollten. Vom Veranstalter fehlte noch jede Spur. Nach und nach wuchs dann die Gruppe und auch Leute aus den USA, der Schweiz, Großbritannien, Spanien und Australien gesellten sich dazu. Irgendwann kam dann auch der Organisator, der dann sofort das Geld kassierte und Bändchen verteilte. Dann ging es, 30 Minuten später als geplant, endlich los. Eigentlich hatte ich erwartet, dass wir locker einsteigen und der Begriff Pub-Crawl meint, dass man in Pubs, also (urige) Kneipen, geht. Dem war aber nicht so und der erste Laden war direkt ein relativ leerer, tunnelartiger, moderner Club, der im Prinzip nur aus Bar und Tanzfläche bestand. Einziger Vorteil war, dass wir durch unser Pub-Crawl-Bändchen in jedem Club einen gratis Tequila bekommen haben. Außerdem hatte der Club gerade Happy-Hour und man konnte für 5€ so viel Bier trinken, wie man in einer Stunde schaffte. Das ließ ich mir natürlich nicht entgehen und nach den ersten Bieren wurde auch die Musik in dem Laden erträglicher. Vielleicht hätte ich mich auch einfach besser vorbereiten müssen, wie eine Gruppe Amerikanerinnen, die schon gut angetrunken in den Abend gestartet sind. Was mich ein wenig gestört hat war, dass man sich in dem Club, aufgrund der Lautstärke nicht so gut unterhalten konnte und das ein wenig meiner Intention des Kontakteknüpfens im Weg stand. Nach einer guten Stunde in dem ersten Club sind wir dann weitergezogen. Die Wege zwischen den Clubs waren dabei fast das Beste, weil man dort mal ein wenig Ruhe hatte um sich zu unterhalten. Insgesamt waren wir Ende noch in 3 weiteren, ähnlich Aufgebauten Bars, die dieselbe Musik spielten, in denen es einen Tequila gratis gab und in denen das Bier dann doch deutlich teurer war als in dem ersten Club. Irgendwann gegen 5 Uhr morgens war ich dann wieder zuhause und habe mich schlafen gelegt. Meiner Erinnerung nach, habe ich mich bemüht leise zu sein, laut Mitbewohnerin hat das aber nicht so gut funktioniert.
Der Samstag stand das ganz im Zeichen des ausschlafen und auskaterns. Dabei lag ich bis in den frühen Nachmittag im Bett, musste nach dem Aufstehen erst mal ein wenig Acetylsalicylsäure zu mir nehmen und habe mich dann in den Park um die Ecke gelegt um mir die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Dabei war es so warm, dass ich mit kurzer Hose und T-Shirt raus konnte. Ansonsten verlief der Samstagabend recht ereignislos und wurde mit einer Skype-Session und ein wenig zocken abgeschlossen.
Am Sonntag habe ich wieder ausgeschlafen und bin dann irgendwann am Nachmittag ins Zentrum gefahren um mir noch ein wenig die Stadt anzuschauen. Dabei bin ich wieder zuerst im Parque del Retiro gelandet um mir diesen noch weiter anzuschauen. Auch dieses Mal war ich wieder komplett begeistert von diesem riesigen Park. Da ich einen anderen Weg gegangen bin als beim letzten Mal, habe ich neue Ecken vom Park gesehen und festgestellt, dass der Park noch mehr zu bieten hat. Als ich dann wieder aus dem Park raus gegangen bin habe ich einen Bücherflohmarkt entdeckt, der natürlich hauptsächlich spanische Bücher führte. Ich hatte kurz überlegt, ob ich zum Erlernen der Sprache mir ein Buch kaufen soll, habe mich dann aber dagegen entschieden, als ich schon beim Übersetzen der Titel in den meisten Fällen gescheitert bin. Vom Flohmarkt ging es dann weiter zum Puerta del Sol um etwas zum Essen zu suchen. Danach bin ich noch ein wenig durch die Stadt geirrt, da ich noch Zeit bis zu meiner Abendveranstaltung hatte. Dabei habe ich den Telefónica-Flagship-Store gefunden. Der Store hatte aber nichts großartig Besonderes oder neues und diente nur so mäßig zum Zeitvertreib. Dafür eigneten sich die diversen Straßenkünstler, die es rund um den Puerta del Sol gibt, gut dafür. Irgendwann habe ich mich dann auf den Weg zu in ein Café gemacht, in den ein Sprachaustausch stattfinden sollte. Auch diese Veranstaltung hatte ich auf Facebook gefunden und auch von ihr erwartete ich das Knüpfen von neuen Kontakten. Im Café angekommen war ich dort erst mal alleine, war ja schließlich auch 5 Minuten zu früh. Irgendwann, so 5 bis 10 Minuten nach der verabredeten Zeit trudelten dann die ersten Gäste inklusive der Veranstalterin ein und eine knappe Stunde später war das Café dann gut gefüllt. Dieser Abend war aber trotzdem genau das, was ich mir erhofft hatte und ich hatte viele interessante Gespräche mit Menschen verschiedener Nationen und auch Generationen. Gegen halb 2 war ich dann wieder im Bett, was kein Problem war, der Montag war ja frei.
Montag habe ich dann auch wieder in Ruhe ausgeschlafen und den Tag ein wenig mit noch einigen Restarbeiten, ein wenig Haushalt und einer kurzen Runde im Park verbracht. Ansonsten gab es aber nichts weiter Interessantes. Dann bin ich pünktlich ins Bett, um mich auf die nächste Arbeitswoche vorzubereiten. Aber dazu gibt es wahrscheinlich im nächsten Eintrag etwas mehr zu lesen.
Veröffentlicht im März 2017, Ⓒ Peter Wiese
Irgendwie bin ich etwas schreibfaul geworden und schreibe den Eintrag erst eine Woche später. Da ich mir natürlich keine Notizen mache, bekomme ich wahrscheinlich auch nicht mehr alle Einzelheiten der zweiten Woche zusammen. Da aber eh nicht so viel Spannendes passiert ist seit dem letzten Eintrag, ist das nicht weiter tragisch. Generell war das interessanteste an der Woche das Wetter.
Da Montag ein Feiertag war, begann meine Arbeitswoche erst am Dienstag. Wieder ging es zum Ronda de la Comunicación und immer noch freue ich mich, sobald ich den Gebäudekomplex sehe. Einziger Unterschied zur letzten Woche ist jedoch, dass ich meine Jacke unbedingt benötige, da es verdammt kalt geworden ist. Eigentlich hatte ich ja die Hoffnung, dass sich das T-Shirt-Wetter bei angenehmen 20°C bis 25°C einfach hält. Dass es dann pünktlich zum Frühlingsanfang wieder kalt wird, fand ich jetzt nicht so schön. Die Krönung des Ganzen war jedoch, als es am Mittwoch und Donnerstag plötzlich angefangen hat zu schneien. In Madrid. Ende März. Ich war etwas beruhigt als ich gemerkt habe, dass ich nicht der Einzige bin, den das verwundert hat.
Ansonsten war die Woche im Büro recht ereignislos. Ich arbeite immer noch an den gleichen Sachen, die Arbeit macht immer noch Spaß und meistens esse ich auch mit den Kollegen zu Mittag. Dazu kommt jetzt noch, dass ich immer um 10 mit zwei Praktikanten zum Kaffeetrinken verabredet bin und wir uns ein wenig über irgendwelche Themen austauschen können. Meistens geht es um die Unterschiede zwischen Spanien und Deutschland, manchmal um Wochenendaktivitäten oder andere private Angelegenheiten und ganz selten um die Arbeit. Vielleicht werde ich in einem extra Eintrag mal auf die Unterschiede eingehen. Gerade im Bildungssystem kann man diese gut erkennen.
Die zweite große Neuerung in dieser Woche war die neue Mitbewohnerin. Isabella, eine in Berlin studierende Österreicherin die jetzt ein Auslandssemester in Madrid macht. Ihr erster Eindruck war recht positiv und wir konnten uns ganz gut über die bisherigen Lebensgeschichten austauschen. Fürs Wochenende war dann für unsere WG mit drei Zimmern noch eine vierte Person angekündigt. Aber dazu gibt es wahrscheinlich im nächsten Eintrag etwas mehr zu lesen.
Veröffentlicht im März 2017, Ⓒ Peter Wiese
So eine 4-Tage-Woche hat schon ihre Kniffe. Erst ist das Wochenende länger und man muss mehr planen und dann kommt auch das nächste Wochenende früher und man hat weniger Zeit zum planen. Wochenenden haben immer den Anspruch besonders sein zu wollen. Besser gesagt wird gesellschaftlich erwartet, dass man sein Wochenende zu etwas Besonderem macht. Schließlich sind das die einzigen beiden Tage in der Woche, an denen nicht gearbeitet werden muss (zumindest, wenn man einen 9-to-5-Bürojob hat wie ich). So hab auch ich mir überlegt, wie ich mein Wochenende verbringe und bin zu dem Entschluss gekommen, dass so ein Wochenende auch mal zur Entspannung genutzt werden kann.
Samstag bin ich deshalb viel zu spät aufgestanden, habe in Ruhe gefrühstückt und mal genossen, dass ich keinerlei Verpflichtungen hatte. Da das Wetter auch immer noch regnerisch-kalt war, hatte ich auch kein schlechtes Gewissen, mal eine paar Runden am Computer zu zocken, Serien zu schauen und zu lesen. Übrigens bin ich nach diversen Schauermärchen im Netz echt begeistert, dass mein Netflix hier in Spanien ohne Probleme funktioniert und ich bisher keine Einschränkung wahrnehmen konnte. Da Lizenzrechte für Filme und Musik von den Streaminganbietern immer Länderspezifisch erworben werden müssen, ist das keine Selbstverständlichkeit. Irgendwann gegen Abend wurde das Wetter dann auch besser und ich war – diejenigen die mich länger kennen werden mir jetzt nicht glauben – sogar mal laufen. Dabei ist mir aufgefallen, warum ich laufen nicht mag, aber auch, dass ich es öfter machen müsste. Da der Park aber eine echte Anziehungskraft auf mich hat, werde ich das sogar vielleicht öfter machen. Ansonsten ist nichts weiter Aufregendes passiert.
Mein Sonntag startete ähnlich. Durch die Zeitumstellung bin ich etwas zu spät aufgestanden. Aber gerade noch rechtzeitig, dass ich wie verabredet mit meiner Mitbewohnerin und einigen Kommilitonen von ihr durch die Stadt schlendern konnte. Mit gerade Rechtzeitig meine ich übrigens, dass ich so 15 Minuten Zeit hatte zum Aufstehen, Frühstücken und Anziehen. Ein ganz normaler Morgen also.
Das erste Ziel unserer Tour war ein Trödelmarkt in La Latina, der jeden Sonntag stattfinden soll. Angesichts der Menschenmassen konnte ich das aber nicht ganz glauben. Wenn das jeden Sonntag so voll ist, dann müssen die Verkäufer kein schlechtes Geschäft machen. Von unserer Reisegruppe hat aber niemand was gekauft. Generell waren wir auch recht schnell da durch. Da es ziemlich voll war, hatte man aber auch keine Zeit um an den einzelnen Ständen stehen zu bleiben und etwas zu kaufen. Ich war da aber auch nicht wirklich böse drum.
Unsere Reisegruppe bestand übrigens aus meiner Mitbewohnerin, 3 Kommilitonen von ihr und einer Britin, die als Englischlehrerin arbeitet. Englischlehrer trifft man in Madrid scheinbar echt häufig. Sie war mittlerweile die 6te oder 7te, die ich in den letzten 2 Wochen getroffen habe. Die Spanier haben aber auch ein recht großes Defizit, was Englisch angeht, daher ist es nur logisch.
Aber zurück zum Trip. Nach dem Trödelmarkt wollten wir zum Königspalast, da jemand gelesen hatte, dass man dort ab 16 Uhr kostenlos reinkommt. Das stimmte zwar, gilt allerdings nur Montag bis Donnerstag. Also haben wir entschieden, dass wir das ein anderes Mal machen. Der Weg zum Palast hat sich aber gelohnt, da der Palast auch von außen recht schön anzuschauen ist, wie auch die Titelseite des Blogs zeigt. Also ging es dann weiter zum Tempel von Debod, einer ägyptischen Tempelanlage die in Madrid aufgebaut wurde. Ursprünglich stand der Tempel in Ägypten, musste jedoch beim Bau des Assuan-Staudamms abgebaut werden. Durch den Staudamm wurden viele archäologische Monumente gefährdet und mussten durch die UNESCO gerettet werden. Da Spanien einen Anteil bei der Rettung einiger Monumente hatte, haben die Spanier den Tempel 1968 als Geschenk von der ägyptischen Regierung erhalten. Jetzt steht er im Westpark von Madrid.
Danach ging es weiter zum Kaufhaus El Cortes Inglés, dass ein Panoramarestaurant in der obersten Etage hat und von vielen Reisführern empfohlen wird. Ich persönlich fand die Aussicht jetzt nicht sonderlich interessant, da man hauptsächlich auf Baukräne oder das gegenüberliegende Gebäude starrt. Außerdem soll an der Scheibe des Panaromablicks die Umrisse der Skyline abgezeichnet sein. Allerdings konnten wir nur sehr schwer erkennen, zu welchen Gebäuden die Umrisse gehören. Manchmal ist die Vereinfachung einer Struktur bis zur einzelnen Linie doch nicht so zielführend, auch wenn ich Minimalismus sonst eigentlich mag.
Von der eher nüchternen Aussicht sind wir dann weiter durch die Stadt geirrt und am Palacio de Comunicaciones gelandet, der ursprünglichen Postverwaltung von Madrid. Von außen ist der Palast ein stattlicher Bau, der neben seiner Pracht auch noch durch ein großen „Refugees Welcome!“-Banner auffällt. Mir wurde aber erklärt, dass die Spanier zwar zum Großteil links sind und es fast ausschließlich Parteien im linken und mittigen politischen Spektrum gibt, aber das sie keine wirklichen Anstrengungen unternehmen um Flüchtlinge aufzunehmen. Bei der aktuellen wirtschaftlichen Lage in Spanien ist das aber auch nicht wirklich verwunderlich. Trotzdem gilt auch hier, Flagge zeigen ist einfach, wirklich was tun eher nicht. Aber lassen wir den Text nicht ins politische abdriften.
Vom Palast ging es weiter zur Estatión de Puerta de Atocha, einem der Fernbahnhöfe der Stadt und einer der wichtigsten Knotenpunkte der Stadt. Besonders macht den Bahnhof die umgestaltete alte Bahnhofshalle, die jetzt als tropischer Palmengarten dient. Außerdem dient die Halle hunderten von Schildkröten als Zuhause. Gerade für Eisenbahnverrückte ist das ein gutes Ziel.
Vom Bahnhof aus ging es dann nach Hause. Die Nummer 4 in unserer Drei-Zimmer-WG wartete. Laura wohnte bis kurz bevor ich eingezogen bin schon in der Wohnung und war nur für 3 Wochen zu Besuch in der Heimat. Da sie aber noch einiges Zeug in der Wohnung hat, wohnt sie jetzt für ein paar Tage bei uns. Eigentlich wurde uns zwar gesagt, dass sie ab April dann das freiwerdende Zimmer von der Französin übernehmen wird, aber scheinbar ist das nicht so und wir bekommen dann ab April noch jemanden neues. Mal schauen. Aber dazu gibt es wahrscheinlich im nächsten Eintrag etwas mehr zu lesen.
Veröffentlicht im März 2017, Ⓒ Peter Wiese
Die Zeit hier in Madrid vergeht gefühlt verdammt schnell. Während ich den Text hier schreibe sind die ersten 3 Wochen (und damit das erste Viertel) meines Aufenthalts schon vorbei. Woche 3 war gut gefüllt mit Sport, Arbeit und Sonne. Aber fangen wir mal von Vorn an.
Im letzten Eintrag hatte ich ja erwähnt, dass Laura bei uns die Couch in Anspruch nimmt. Das war auch am Montag noch so. Als ich nach Hause kam, war sie noch gut im Wohnzimmer ausgebreitet und ihr Zeugs quer durch den Raum verteilt. War mir aber recht egal, da ich das Wohnzimmer eher selten benutze. Dafür konnte ich mit Laura ganz gut erzählen, da sie mitten in den Vorbereitungen für den Umzug nach Mallorca steckte und ich das recht interessant fand. So viel Zeit blieb mir dafür aber nicht, denn am Montag stand ganz dick Judo im Kalender. Also bin ich schnell zum Training gefahren. Der Coach hatte am Montag Lust uns zu quälen und hat ein ziemlich schönes Aufwärmtraining ausgepackt. Das war so richtig schön für die Kraftausdauer und Kondition. Anschließend gab es noch ein paar Runden Randori. Leider muss ich sagen, dass das Training vom technisch/kämpferischen nicht ganz das ist was ich gewohnt bin, aber da meine größte Baustelle eh die Kondition ist und die Leute beim Training verdammt freundlich und sympathisch sind, kann ich darüber hinwegsehen. Nach dem Training ging es dann unter die Dusche und ab nach Hause, wo dann nichts weiter Spannendes passiert ist.
Dienstag verlief dann ähnlich. Nach einem guten Arbeitstag, bestehend aus dem morgendlichen Grinsen am Campus, einer gesprächigen Kaffeepause und viiiiiieeeel Stoff zum Lesen und Durcharbeiten, ging es wieder nach Hause. Dort saß, wie Montag auch schon, Laura wieder im Wohnzimmer und hat an ihrem Trip geplant und erzählte mir, wie die Wohnungssuche auf Mallorca so funktioniert. Dabei fand ich es ziemlich spannend, wie stark die Preise dort zwischen Palma und dem Rest der Insel variieren. Teilweise findet man dort etwas außerhalb ganze Ferienhäuser inklusive Pool und 4 Schlafzimmern für 500€. Wir haben allerdings nicht herausgefunden ob das der Preis pro Monat oder pro Woche war. Nach dem kurzen Plausch hat mich dann die Motivation und das schöne Wetter gepackt und laufen geschickt. Schätzungsweise 4 bis 5 km lang war meine Runde und ich muss sagen, dass ich mich ziemlich gut gefühlt habe. Hätte ich nicht erwartet. Danach ging es dann schnell unter die Dusche und ab an den Herd um mir ein ordentliches Abendessen zu kochen. Man muss sich ja selber belohnen, wenn man schon ordentlich Sport treibt. Danach ging ich dann ins Bett und wollte eigentlich schön schlafen, was auch ganz gut ging, bis dann Laura und Marion irgendwann mitten in der Nacht ziemlich laut nach Hause gekommen sind, wodurch ich wach wurde. Aber ich konnte es ihnen nicht verübeln, war ja schließlich Lauras letzter Abend.
Mittwoch habe ich wieder einmal festgestellt, wie vielsagend doch Schuhe im Eingangsbereich sind. Da alle Mitbewohner immer ihre Schuhe dort ausziehen, kann man genau sehen, wer gerade zuhause ist, wer Besuch hat und wer die Wohnung verlassen hat. Das hat mich ein wenig an meine Abizeit erinnert, als meine Mama anhand meiner Jacke sofort gesehen hat, ob ich betrunken nach Hause gekommen bin (scheinbar war mein betrunkenes Ich jedes Mal zu faul die Jacke ordentlich aufzuhängen). Lustig, dass ich auf solche Dinge auch achte. Scheint wohl irgendwas mit den Genen und/oder der Erziehung zu tun haben. Ansonsten war mein Mittwoch recht normal. Erst Arbeit, dann Training, dann Bett. Einziges Erwähnenswertes ist, dass ich beim Training wieder recht viel Spanisch gesprochen habe, da ich mich mit meinen Trainingspartnern unterhalten wollte und Das die perfekte Gelegenheit ist um die Sprache zu lernen und zu üben.
Donnerstag und Freitag waren beide Recht unspektakulär. Ein wenig Arbeiten, ein wenig Haushalt, ein bisschen Skypen, ein bisschen Netflix und sonst eigentlich nicht viel. Einziges Highlight war, dass Isabella und ich eine Wanderung geplant haben. Aber dazu gibt es wahrscheinlich im nächsten Eintrag etwas mehr zu lesen.
Veröffentlicht im März 2017, Ⓒ Peter Wiese
Und wieder stand ein Wochenende vor der Tür. Wie im Eintrag 8 schon erwähnt kommen die immer so schnell und so plötzlich. Und wenn man sich dann gerade an den Zustand gewöhnt hat, verschwinden sie wieder. Dieses Mal war mein Wochenende aber gut geplant. Samstag sollte ein entspannter Tag werden und Sonntag sollte es in die Berge gehen. Das hat auch alles soweit geklappt, aber lest selbst.
Mein Samstag begann, wie fast jedes Wochenende hier, recht spät. So viele ausgeschlafene Wochenenden hatte ich lange nicht mehr, daran könnte ich mich fast gewöhnen. Nach dem Aufstehen gab es dann ein schönes Frühstück. Schön war daran, dass Hannah auch zufällig Zeit hatte und wir gemeinsam, via Skype, frühstücken konnten. Das war eine willkommene Abwechslung zu den sonst recht schnell und einfach ausfallenden Frühstücken. Nach dem Frühstück habe ich mich dann auf dem Weg in die Stadt gemacht. Da am nächsten Tag die Wanderung geplant war und ich leider nur Koffer, Judo- und Laptoptasche in Madrid habe, welche sich nicht wirklich zum Wandern eignen, brauchte ich noch einen Rucksack. Zum Glück gibt es in einer Großstadt einige Möglichkeiten zum Einkaufen, sodass die Suche nach dem Rucksack recht schnell ging. Da ich dann schon mal in einem recht großen Einkaufscenter, vergleichbar mit Karstadt etc., war, dachte ich mir, dass ich auch direkt nochmal schauen kann ob ich ein Bisschen Kleidung für mich finde. Nachdem ich 20 Minuten, völlig verwirrt, durch die Männerabteilung geirrt bin, habe ich das dann aber aufgegeben. Einkaufen ist echt nicht schön. Danach bin ich dann bei schönem Wetter noch ein wenig durch die Innenstadt gelaufen und habe mich dann irgendwann auf den Heimweg gemacht und gekocht. Irgendwann am Abend habe ich dann noch mit Isabella die Tour für Sonntag geplant und bin dann relativ früh schlafen gegangen, da wir am Sonntag zeitig los wollten.
Der Wecker klingelte am Sonntag dann um Zehn vor Sieben, viel zu früh also. Da wir aber ca. zwei Stunden in die Berge brauchen und noch musste das sein. So ging es dann recht pünktlich mit der Metro zum Bahnhof Charmartin, einem der größeren Bahnhöfe in Madrid. Dort haben wir dann noch Lena eingesammelt und unsere Wandergruppe war vollständig und wir konnten unseren Zug in Richtung Cercedilla nehmen. Cercedilla ist eine Kleinstadt im Sierra de Guaderrama, die aber immer noch zum Comunidad de Madrid gehört. Dadurch kamen wir mit unserem 20€-Monatsticket dort hin, ohne zusätzlich Zahlen zu müssen. Der deutsche ÖPNV sollte sich daran mal ein Beispiel nehmen. Eigentlich wollten wir von Cercedilla noch weiter nach Cotos um von dort zu starten. Leider wurde uns vor Ort gesagt, dass man dafür ein zusätzliches Ticket benötigt, was man in Madrid gratis bekommt, was aber direkt vor Ort 17€ kostet. Da uns das ein wenig unverhältnismäßig und unnötig erschien, haben wir dann unsere Pläne über den Haufen geworfen und uns von Cercedilla aus eine schöne Tour gesucht. Zum Glück habe ich überall mobiles Internet und eine schöne Wanderapp, sodass die Planung recht schnell abgeschlossen war. So wurde dann aus einer geplanten 3-Stunden-Tour eine 6-Stunden-Tour. Da wir aber die 40-minütige Fahrt nach Cotos gespart haben, ging das auch klar. Cercedilla liegt übrigens auf ca. 1400 Metern und der höchste Punkt unseres Rundweges lag bei etwas mehr als 1900 Metern.
Also sind wir dann vom Bahnhof aus los und haben uns auf den Weg gemacht. Allerdings hatte wir selbst mit GPS und Online-Karten diverse Schwierigkeiten den Einstieg zu finden. Wie wir im Laufe der Tour noch öfter feststellen sollten, gibt es dort in der Gegend keine ordentlichen Ausschilderungen und ohne Wanderkarten und/oder GPS ist man schnell aufgeschmissen. Irgendwann haben wir dann aber den passenden Schleichweg gefunden, der uns noch einige Meter durch Wohngebiete geführt hat, bevor wir auf dem eigentlichen Wanderweg waren. Der Weg war dabei anfangs recht breit und führte durch einen schönen Wald in dem man viele Vögel und ein paar Kuhglocken hören konnte. Laut Karte sollte uns der Weg auch eigentlich ohne Abzweigungen bis zum Aussichtspunkt auf 1900 Metern führen und war vom Beginn an mit einer blauen Markierung gekennzeichnet. Nur leider half die Markierung recht wenig, da wir scheinbar irgendwo eine kleine Abzweigung verpasst haben müssen und uns auf einer Parallelstrecke befanden. Das war zwar kein wirklicher Umweg, etwas stutzig hat es uns aber trotzdem gemacht. In den Alpen oder diversen deutschen Mittelgebirgen hätte man solch eine Abzweigung spätestens durch ein schönes Schild erkannt. Der Parallelweg hat uns dann wenigstens in die Nähe eines Stausees gebracht, an dem wir sonst wahrscheinlich vorbei gelaufen wären. Leider war er aber weiträumig umzäunt, sodass wir nur gucken und nicht anfassen durften.
Zurück auf dem eigentlichen Weg haben wir dann endlich mal so etwas wie eine Ausschilderung gefunden, die uns verraten hat, dass wir den grünen Markierungen folgen müssen. Allerdings weiß ich nicht, wer auf die Idee kam, dass grüne Markierungen im grünen Wald eine gute Idee seien. Die Orientierung wurde für uns dadurch nicht wirklich vereinfacht. Dazu hat aber auch beigetragen, dass aus dem Grün plötzlich ein Weiß wurde. Es war alles etwas unübersichtlich. Irgendwann später haben wir dann verstanden, dass Weiß und Grün eine Zeit lang parallel verlaufen und im Prinzip auch dasselbe Ziel haben. Nur das der Weg bei Grün schneller und dadurch etwas steiler war. Also sind wir dann wieder auf dem grünen Weg gewandert und haben dann auch recht bald unser Zwischenziel erreicht. Bevor ich dazu komme möchte ich aber noch erwähnen, dass die Wanderwege, trotz allem meckern über die schlechte Beschilderung, wunderschön sind. Die Wegführung war überall sehr gut, nirgends lag Müll auf dem Weg und ganz selten gab es Stellen die zugewachsen waren, sodass eigentlich immer ein schönes durchkommen möglich war. Aber zurück zum Zwischenziel. Nach gut 10 km haben wir unseren Aussichtspunkt erreicht. Der Aussichtspunkt bot einen unfassbar schönen Ausblick auf die Berge, das Tal und den Wald und war der perfekte Punkt für eine Mittagspause. Also haben wir uns dort oben hingesetzt und unser mitgebrachtes Essen und die Aussicht genossen. Allerdings konnten wir nicht allzu lange dort oben sitzen, da es trotz blauem Himmel ziemlich schnell kalt wurde. Hat uns aber auch nicht verwundert, da oben lag stellenweise auch noch Schnee. Hätte mir übrigens jemand erzählt, dass ich Anfang April in Spanien Schnee sehen werde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Das liegt aber vermutlich daran, dass ich Spanien bisher nur als Sommerurlaubsland im Kopf hatte.
Nach unserer Mittagspause ging es dann an den Abstieg. Da wir einen Rundweg geplant hatten und der Aussichtspunkt so ca. auf der Hälfte lag, mussten wir natürlich auch noch mindestens 10 km wieder runter. Da von dem Aussichtspunkt ungefähr 7 andere Wege weggingen, die alle mangelhaft beschildert waren, hatte wir wieder diverse Schwierigkeiten den richtigen Weg zu finden. Das Suchen hat sich aber gelohnt, denn auf dem Rückweg gab es nochmal einen wunderschönen Ausblick. Das ganze muss sich so vorgestellt werden, dass auf der rechten Seite des Weges der Hang recht steil abfiel. Hangseitig gab es dann noch eine hüfthohe Mauer mit einer Lücke alle paar Meter. Dadurch, dass am Hang keine Bäume wuchsen, hatte man einen durchgehenden Blick auf das Tal. Der Weg zog sich so für mindestens einen Kilometer leicht abfallend im Halbkreis Richtung Tal. Durch die Halbkreisform hatte man quasi die gesamte Zeit den Weg vor den Augen, wobei die Mauerteile mit ihren Lücken dabei so aussahen, als wären sie Zinnen einer Burgmauer. Alles in allem ein verdammt cooler Streckenabschnitt.
Der Weg zog sich so weiter und wir dachten, dass wir jetzt bis nach unten eigentlich nur noch dem schönen, breiten Weg folgen müssen, leider war dem nicht so, wobei uns das erst aufgefallen war, als sich der Weg für unseren Geschmack zu lang in die falsche Richtung bewegt hat. Zum Glück war aber an dieser Stelle direkt eine Gabelung, sodass wir unseren Umweg minimieren konnten. Aber auch hier wären wir ohne Karte und GPS wieder dezent aufgeschmissen gewesen, da Schilder oder Orientierungspunkte einfach nicht vorhanden waren. Also ging es dann wieder auf irgendwelchen Parallelwegen zur eigentlichen Strecke abwärts. Dieses Stück bestand dabei aus einem klassischen Bergweg mitten durch den Wald, der mit Wurzeln durchzogen und von Steinen übersäht ist. Das sind die Wege die ich am liebsten mag, da sie fordernd sind, aber trotzdem das Tempo nicht zu sehr verlangsamen. Irgendwann hatte dann der Weg ein Ende und wir standen wieder außerhalb vom Wald und hatten schon einen Blick auf die Ortschaft, die uns trügerisch nah vorkam. In der prallen Sonne ging es dann über Trampelpfade auf großen grünen Rasenflächen weiter in Richtung nahegeglaubtes Dorf. Nach ca. einer halben Stunde waren wir dann auch wieder in dem altbekannten Wohngebiet vom Anfang und konnten, dieses Mal ohne uns zu verlaufen, auf den Bahnhof zusteuern. Natürlich waren wir 5 Minuten zu spät für den stündlich fahrenden Zug, sodass wir uns dann noch ganz gemütlich in ein Café setzen konnten um einen Happen zu essen.
Dann ging es mit dem Zug zurück Richtung Madrid und direkt nach Hause. Von der Zugfahrt habe ich aber nicht allzu viel mitbekommen, da ich wie Gewohnt im Zug einfach eingeschlafen bin. Zuhause angekommen wartete dann noch eine neue Mitbewohnerin, da Marion (die Französin) zum 01. April ausgezogen ist. Mehr als ein „Hallo“ habe ich mit der Mitbewohnerin aber noch nicht gewechselt und ihren Namen habe ich mir auch nicht gemerkt. Vielleicht kommt das ja im Laufe der nächsten Woche. Aber dazu gibt es wahrscheinlich im nächsten Eintrag etwas mehr zu lesen.
Veröffentlicht im April 2017, Ⓒ Peter Wiese
Irgendwie ist jetzt schon Mai und der letzte Eintrag hier ist schon einige Zeit her. Ich hatte zwar damit gerechnet, dass ich irgendwann schreibfaul werde, aber dass dabei so viel Zeit vergeht, dachte ich nicht. Aber was solls. Dafür gibt es dann jetzt hier einen wahrscheinlich etwas längeren Eintrag, der den doch recht ereignisreichen April in aller Ausführlichkeit und wahrscheinlich mit einigen Gedächtnislücken erzählt.
Dabei fing der April, von der Wanderung mal abgesehen, ziemlich blöd an. Am Montag nach der Wandertour bin ich aufgestanden und habe mich gefühlt, als würde mir ein brennender, rauchender Zug durch den Hals fahren, der dafür sorgt, dass ich dauerhaft am Husten bin. Also habe ich mich mit einem Big-Pack Tee bewaffnet und gehofft, dass es im Laufe des Tages etwas besser wird und einfach nur mein Morgen etwas kränklich ist. Wenn man dann etwas zu tun hat und sich auf etwas anderes als den Husten konzentrieren kann, geht’s auch eigentlich. Über zu wenig Arbeit konnte ich mich auch nicht beschweren. Meine Chefin kam irgendwann gegen Mittag zu mir und meinte, dass ich meine Arbeit mal im Teammeeting vorstellen soll und dass unser Manager da recht großes Interesse dran hat. Dementsprechend habe ich meine Daten noch etwas schöner dargestellt, eine kleine Zusammenfassung gebastelt und das Ganze damit schön für das Meeting aufbereitet. Das Meeting selbst war dann ganz amüsant. Da ich natürlich der einzige war, der nicht Spanisch gesprochen hat, wurde die ganze Zeit auf Spanisch gequatscht und ich hab nur Bruchteile vom Gesagten mitbekommen. Irgendwann wurde dann aber doch auf Englisch gewechselt und ich wusste, dass ich gleich dran bin. Meine Aufbereitung hat dem Manager soweit gefallen, aber er wäre ja kein Manager geworden, wenn er nicht noch viele Ideen und Arbeitsaufträge hätte, für Dinge, die ich noch erledigen kann. Also ging es dann mit einem Stapel neuer Aufgaben wieder zurück an den Schreibtisch und ich konnte gut weiterarbeiten. Vorteil von dem Ganzen ist, dass sämtliche Arbeit hier sowohl für die Arbeit in der Abteilung, als auch für meine Bachelorarbeit sinnvoll ist. Ich schlage also 2 Fliegen mit einer Klappe. Das ist gut.
In derselben Woche war ich dann auch noch mit einem Kollegen aus Peru ganz nett Mittagessen. Also als Mittag konnte man das nicht bezeichnen. Wie das nun mal so ist, kann sich eine ausgemachte Zeit um 13:30 Uhr auch mal schnell durch irgendwelche spontanen Meetings verschieben. Also wurde es dann so gegen 14:45 Uhr als wir endlich, halb verhungert, in Richtung Restaurant aufbrechen konnten. Dabei muss ich aber mal positiv erwähnen, dass sich die spanischen Gastwirte dort in Las Tablas ziemlich gut auf die hungrigen Büroangestellten angepasst haben. In Spanien isst man, wie ich vielleicht schon mal erwähnt habe, immer ein erstes Gericht, ein zweites Gericht und eine Nachspeise. Das erste Gericht ist dabei irgendwas mit viel Kohlehydraten, also ein Teller Nudeln, Paella, Kartoffelsalat, Lasagne o.ä. und das zweite Gericht ist meistens Fleisch oder Fisch mit etwas Gemüse. In den Restaurants im Gewerbegebiet gibt es dann einfach 3 erste Gerichte, 3 zweite Gerichte und 3 Nachspeisen zur Auswahl. Damit kann jeder schnell entscheiden was er möchte und das Essen kommt recht zügig an den Tisch. Eigentlich optimal für eine Mittagspause. Der Kollege mit dem ich Essen war, war auch echt unterhaltsam. Wir haben uns gut über unsere jeweiligen Herkunftsländer und ein bisschen privaten Krimskrams ausgetauscht. Und irgendwie waren dann auch knappe anderthalb Stunden vorbei, als wir uns wieder auf dem Weg Richtung Büro befanden. Dann war es dann auch schon fast Zeit für den Feierabend.
Aber zurück zu meinem körperlichen Zustand. Der hat sich im Laufe der Woche nämlich nicht wirklich verbessert und so langsam fand ich den Husten dezent nervig. Ich hab mir aber gedacht, dass ich besser das Wochenende noch zum auskurieren nutzen sollte, bevor ich mich entschließe zum Arzt zu gehen. Dementsprechend war das Wochenende recht ereignislos und schlafreich und ich habe mich ein wenig besser, aber noch nicht gesund gefühlt. Deswegen habe ich mich dann doch entschlossen mal meine Telefónica-Krankenkassenkarte und die Arztpraxis auf dem Campus auszuprobieren. Und so eine Praxis auf dem Campus ist schon verdammt praktisch. Am Montag auf dem Heimweg hab ich mir einen Termin für Dienstag in der Früh geben lassen. Am Dienstag bin ich dann erst kurz hoch ins Büro um mein Zeugs abzustellen und dann genau pünktlich zum Arzt. Kaum hatte ich kurz mit der Dame am Empfang gesprochen, hat sie mich auch schon gleich weiter in ein Behandlungszimmer geschickt. Ohne Wartezeit. Luxus pur! Die Ärztin konnte sogar ein wenig Deutsch und ich musste nicht versuchen mit meinem schlechten Spanisch irgendwie zu erklären was weh tut. Danach hat sie mir ein paar Medikamente verschrieben und ich war entlassen. Da neben dem Arzt direkt auch noch eine Apotheke ist, hab ich die dann auch gleich abgeholt und bin dann weiter arbeiten gegangen. Insgesamt hat die Strecke: Schreibtisch-Arzt-Apotheke-Schreibtisch keine halbe Stunde gedauert. Wohl der kürzeste Arztbesuch meines bisherigen Lebens!
Das eigentliche Highlight im April, mal abgesehen von den letzten beiden Apriltagen, waren aber die Ostertage. Da sind meine Eltern und Pia mal kurz gen Süden geflogen um sich die schöne Stadt im Herzen von Spanien anzuschauen und um den Sohn/Bruder zu sehen. Fand ich ganz nett. 😉 Glück für mich war, dass an Ostern, oder Semana Santa wie es in Spanien heißt, Gründonnerstag und Karfreitag in Madrid Feiertage sind und die Familie zum Glück ihren Trip von Mittwochnachmittag bis Samstagfrüh gebucht hat. Also konnte ich die vollen Tage nutzen, ohne dass ich arbeiten musste. Mittwoch war ich aber noch im Büro und hab mich dann etwas zeitiger als üblich auf den Weg in Richtung Innenstadt gemacht, wo sich die anderen ein Hotel gesucht hatten. Papa hatte dafür praktischer Weise ein Hotel genau zwischen dem Bahnhof Atocha und dem Plaza Mayor gesucht, sodass alle großen Sehenswürdigkeiten in Laufdistanz lagen.
In den Tagen haben wir eine ganze Menge gesehen. Da ich mich nicht mehr genau daran erinnere, welche Sehenswürdigkeit an welchem Tag war, ist die nachfolgende Aufzählung wahrscheinlich nicht chronologisch. Im Prinzip haben wir den kompletten „Madrid-Touri-Trip“ erledigt, den ich auch schon an meinen ersten Wochenenden im März gesehen habe. Es ging in den Parque de Retiro und dort in den Palacio de Cristal, vorbei an dem See, der durch das warme Feiertagswetter eher einem Ruder-Scooter glich, und anschließend auch noch in einige der diversen Kunstgalerien, die es im Park so gibt. Der Vorteil, wenn man mit den Eltern reist ist, dass immer ordentlich Essen gegangen wird. Also haben wir im Laufe des Aufenthalts diverse Restaurants, Bars und Cervecerien austesten können und sind immer gut satt geworden. Die oben beschriebene spanische Esskultur macht das Essen im Restaurant für deutsche Touris aber etwas schwerer, da man es nicht gewohnt ist, zwei Gerichte zu bestellen. So konnte es dann auch schon mal passieren, dass jemand nur einen Teller Chicken-Wings ohne Beilage etc. bestellt hat. Aber damit kommt man auch klar.
Im Eintrag 2 und Eintrag 8 hab ich bereits davon berichtet, dass ich am Palacio Real war, es jedoch noch nicht hinein geschafft habe. Das hat sich dann übers Osterwochenende geändert und wir waren alle gemeinsam im Palast. Der Palast steht seit 1764 an seinem Platz und diente über lange Jahre als die Residenz der spanischen Königsfamilien, welche dort in knapp 2000 Räumen lebten und regierten. Heute wohnt der König jedoch etwas abseits der Stadt in einem kleineren Schloss und der Palast wird teils touristisch und teils für Staatsempfänge und repräsentative Zwecke genutzt. Durch den touristischen Teil bekommt man aber einen guten Eindruck, wie das Leben in den großen, mit vielen dicken Teppichen ausgestatten Räumen, gewesen sein muss. Beeindruckend fand ich dabei besonders den riesigen Saal fürs Abendessen, in dem eine Tafel für ca. 150 Menschen stand. Der Raum war außerdem ausgestattet mit diversen riesigen Pokalen, viel Gold und schönen Gemälden. Dort würde ich auch ganz gerne mal ein Abendessen genießen, obwohl ich vorher erst mal lernen müsste, wofür die 5 verschiedenen Gläser, die diversen verschiedenen Messer, Gabel und Löffel und die verschiedenen Teller gedacht sind. Im Palast liegen außerdem die spanischen Kronjuwelen, sowie die original unterzeichneten Dokumente der Abdankung vom letzten König und die Antrittsrede vom Aktuellen. Die Krone sah aber verdammt unbequem aus und ist wahrscheinlich nicht so nackenfreundlich.
Nach dem Palast ging es irgendwann auch nochmal in Richtung Telefónica-Campus. Wie das nun mal so ist, wollten meine Eltern natürlich wissen wo ich arbeite und da ich ja bereits hier im Blog und auch persönlich sehr vom Campus geschwärmt habe, war die Neugierde nochmal etwas größer. Also ging es raus aus der Innenstadt und hoch in den Norden der Stadt. Meine Begeisterung für den Campus wurde dann von den anderen geteilt, da er doch recht imposant aussieht. Danach ging es wieder irgendwo Essen und dann mit der Metro ins Businessviertel von Madrid, wo die Wolkenkratzer stehen, die die Skyline der Stadt maßgeblich prägen. Das war allerdings nicht so spannend, da es halt einfach Büros sind, die in einem hohen, aufwendig designten Gebäude untergebracht sind. Für jemanden, der bereits diverse Großstädte der USA bereist hat, war das jetzt nicht zwingend etwas Besonderes.
Von dort aus ging es dann weiter zu meiner Wohnung. Natürlich wollte die neugierige Familie auch wissen, wo und wie ich denn so lebe in der spanischen Hauptstadt. Als wir dann dort angekommen sind und die Wohnung mit einem „Oh, hier wohnst du also? Naja, ist ja nur für 3 Monate.“ abgestempelt wurde, wollten sie auch schnell wieder in die Innenstadt. Ich glaube wenn man über ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat, dann hat man andere Anforderungen an eine Wohnung und kann die studentische Einfachheit nicht nachvollziehen. Aber was solls.
Irgendwann im Laufe der Zeit waren wir außerdem noch im Madrid Rio, einem 7 km langen Park, der sich an einem „Fluss“ entlang an der Westseite von Madrid erstreckt. Das Wort „Fluss“ steht dabei absichtlich in Anführungszeichen, weil es sich eher um ein Flussbett mit ein paar Pfützen handelt. Der Park selber ist aber verdammt schön und war an diesem sommerlich warmen (deutsche Definition von „sommerlich“) Nachmittag mit vielen spazierenden, rollenden und laufenden Menschen und Familien gefüllt. Wir haben uns dann dort in ein schönes Café gesetzt, einen Smoothie getrunken und die Sonne genossen. Für April war das Wetter halt echt richtig gut.
Absolutes Highlight an Ostern sind aber die sogenannte Prozessionen, kirchliche Paraden mit hunderten merkwürdig gekleideten Büßern, die durch die Straßen marschieren. Die Kleidung erinnert einen dabei ein wenig an bunt eingefärbte Ku-Klux-Klan-Uniformen, mit den typischen spitzen Hüten, welche das gesamte Gesicht verdecken. Wenn ich allerdings raten müsste, wer das Outfit von wem geklaut hat, würde ich fast vermuten, dass die Spanier zuerst da waren. Dabei tragen die Büßer diverse Kreuze, Zepter und andere Heiligtümer durch die Straßen. Einige waren sogar Barfuß unterwegs und einen haben wir außerdem gesehen, der Ketten an den Füßen hatte. Begleitet wurde das Ganze von einer Marschkapelle, wodurch der ganze Anblick noch ein wenig skurriler wurde. Richtig abstrus wurde es dann aber, als eine riesige Jesusstatue, getragen von ca. 50 Menschen, vorbei kam. Durch die ziemlich großen Ausmaße wirkte es echt gewaltig. Die Spanier haben auch allesamt kräftig gejubelt, als die Statue ins Blickfeld kam. Was ist genau damit auf sich hatte, weiß ich aber nicht. Insgesamt dauerte der Trubel knappe 2 Stunden, bevor alle an uns vorbei gezogen waren. Für mich ist das definitiv eine Sache, die man einmal in seinem Leben gesehen haben muss, alleine schon um zu sehen, wie in anderen Kulturen Ostern gefeiert wird.
Irgendwann war es dann aber auch Zeit für den Abschied, da die Familie ja schon Samstagfrüh geflogen ist. Ich hab daraufhin das restliche Wochenende zum Entspannen genutzt und hatte wohl mein erstes Ostern ohne Eiersuche. Irgendwie doof. Nächstes Jahr darf das nicht fehlen. Auch der Rest vom April war sonst recht ereignislos. Ich habe viel gearbeitet, ein paar neue Aufgaben bekommen und bin immer noch zufrieden am Ronda de la Communication. Auch beim Judo läuft es ganz gut und das Training ist immer noch ganz ok. Einziges Manko ist, dass mein bester Trainingspartner vor Ort leider seine letzte Trainingseinheit hatte. Anschließend waren wir dann aber noch eine Runde in ner Bar in der Nähe und haben viel gequatscht. Das war auch schön. Lustig ist übrigens, dass man in vielen spanischen Bars einfach einen Eimer voll Eis bekommt, in den dann immer die bestellten ierflaschen gelegt werden. So bleibt das Bier wenigstens ordentlich kalt. Letztes Highlight im April war außerdem, dass Hannah für 5 volle Tage vorbei gekommen ist. Aber dazu gibt es wahrscheinlich im nächsten Eintrag etwas mehr zu lesen.
Veröffentlicht am 05.05.2017, Ⓒ Peter Wiese
In den letzten 5 Tagen war Hannah bei mir. Wir hatten eine wunderschöne gemeinsame Zeit in Madrid und haben viel gesehen und erlebt. Allerdings bin ich nicht in der Lage einen detaillierten Eintrag zu schreiben, der der wunderschönen Zeit gerecht wird und gleichzeitig nicht zu viele Details ins Internet trägt und unsere Privatsphäre nicht unnötig belastet. Wer wissen möchte wie es war, muss mich einfach mal anrufen. :) Dafür gibt es meine nächsten Geschichten wieder in gewohnter Ausführlichkeit. Aber dazu gibt es wahrscheinlich im nächsten Eintrag etwas mehr zu lesen.
Veröffentlicht am 19.05.2017, Ⓒ Peter Wiese
Nachdem Hannah dann wieder zurück geflogen ist stand auch schon der nächste größere Programmpunkt auf dem Plan. Irgendwann in den Wochen vorher hatte ich meine Mitbewohnerin gefragt, ob sie mit nach Barcelona möchte. Sie fand die Idee gut und hat daraufhin gleich auch noch ein paar Kommilitonen gefragt, ob sie mit möchten. Da sie und ihre Kommilitonen donnerstags und freitags keine Veranstaltungen haben, sind sie dann schon Mittwoch über Nacht vorgefahren und ich bin dann erst Freitagnacht nachgekommen. Komischer Start für so eine Tour, aber trotzdem ein gelungenes Wochenende.
Bevor es allerdings los in Richtung Barcelona ging, hatte ich noch ein Firmenevent. Unser Team hatte sich entschieden mal ein Teamevent durchzuführen und gemeinsam zu Grillen. Dafür haben wir dann am Freitag pünktlich um 13 Uhr Feierabend gemacht und sind gemeinsam zu einem privaten Sportclub gefahren, in dem unser Manager einen Grillplatz angemietet hatte. Er hatte sich außerdem noch alles für den Grill besorgt, inklusive verdammt guter Steaks. Ein anderer Kollege hatte ein wenig Bier (72 kleine Flaschen!) mit und irgendjemand hat sich dann noch um Brot, Kleinkram und sonstiges Essbares gekümmert. Für mich als Deutschen war dabei ungewöhnlich, dass es keine Salate gab, sondern als Beilagen/Vorspeisen eher Chips, Brot, Thunfisch, anderer Fisch und irgendein verdammt leckeres Blätterteiggebäck dienten. Das ganze ergab aber auch einen gewissen Sinn, da die Spanier so eine Grillparty ganz anders zelebrieren als wir Deutschen. In Deutschland läuft ja das typische Grillen eher so ab: Alle setzen sich an den Tisch, jeder hat einen Teller vor sich, jeder nimmt sich Unmengen an Salat und/oder Kräuterbaguette und sobald das Fleisch kommt nimmt sich jeder sein Steak runter und dann wird gegessen. Bevor das Fleisch auf dem Tisch steht herrscht dann manchmal noch eine seichte Unterhaltung am Tisch, während danach dann die typische gefräßige Stille einsetzt und jeder an seinem Stück Fleisch kaut. In Spanien läuft das Ganze etwas anders ab. Alles auf dem Tisch ist in Häppchenform. Niemand hat einen eigenen Teller und es wird die ganze Zeit geredet und Bier getrunken. Jeder nimmt sich dann einfach vom Brot/Fisch/Gemüse und am Tisch sitzen ist auch nicht unbedingt Pflicht. Wenn dann das Fleisch fertig ist, wird auch einfach jedes Steak in Häppchen geschnitten und jeder kann sich einfach bedienen. Dadurch sind alle gleichzeitig und gleichmäßig am Essen, die Gespräche hören nicht auf und am Ende hatte ich das Gefühl, mehr gegessen zu haben als bei einem deutschen Grillen. Dadurch das alles in Häppchenform kommt, ist die Überwindung nicht so groß sich noch ein kleines Stück zu nehmen, wenn man eigentlich schon satt ist, der Geschmack aber trotzdem so gut ist, dass man weiteressen möchte. Mir persönlich gefällt dieses Konzept echt super. Ich habe aber meine Zweifel, ob man das erfolgreich in Deutschland implementieren kann.
Neben dem Essen musste natürlich auch das Bier getrunken werden. Ich habe dabei festgestellt, dass ich die spanischen Kollegen recht einfach damit beeindrucken konnte, dass ich eine Bierflasche mit einer anderen Bierflasche öffnen kann. Das zählt in Deutschland ja fast schon zum Grundwissen ohne dass man eigentlich keinen Schulabschluss bekommen sollte. (Wahrscheinlich gibt‘s das sogar in irgendeiner Klötzchenschule sogar als Wahlfach.) Naja am Ende hab ich es dann allen interessierten Kollegen beigebracht und das Bier konnte ordentlich fließen. Nach dem Essen hat dann der Chef noch ne gute Flasche Rum und einen Gin ausgepackt und der Tag war quasi vorbei. Blöd war halt nur, dass wir 13 Uhr angefangen und 19 Uhr aufgehört haben. Also war ich irgendwie viel zu früh angetrunken und bin dann nach Hause. Aufgrund meines Zustandes hätte ich mich auch einfach ins Bett legen können, wenn da nicht noch der Bus nach Barcelona gewesen wäre, den ich um 23:30 bekommen wollte. Zum Glück war ich dadurch, dass ich mich wachgehalten habe dann aber gut müde für die fast acht stündige Busfahrt.
Die Fahrt nach Barcelona war dann auch recht unspektakulär. Nachdem ich irgendwann den richtigen Bus und meinen Platz gefunden hatte, saß ich eingekeilt zwischen dem viel zu schräg eingestellten Sitz meines Vordermanns und meinem eigenen Sitz. Die Worte „Komfort“ und „Beinfreiheit“ wurden dadurch für diese Zeit aus meinem Wortschatz gestrichen. Da ich aber durch die Bierchen und die Uhrzeit entsprechend müde war, störte mich das nicht weiter um einfach einzuschlafen. Kurioser weise habe ich die Fahrt dann mehr oder weniger durchgeschlafen und kam dann pünktlich und ausgeschlafen um 7:30 Uhr in Barcelona an. Zu diesem Zeitpunkt waren die anderen natürlich noch nicht wach und ich habe mich alleine auf den Weg gemacht um die Stadt zu erkunden. Dabei habe ich das bewährte System genutzt und habe mir eine grobe Richtung vorgenommen und mir dann spontan den schönsten Weg ausgesucht. Die Stadt hat zu dem Zeitpunkt noch geschlafen und ich konnte ihr langsam beim Aufwachen zuschauen. Was bei einem anderen Menschen dann doch etwas creepy wäre, ist bei einer Stadt vollkommen in Ordnung und eine sehr eigene Erfahrung. Dabei habe ich gesehen, wie die Obdachlosen langsam aufwachen, wie Restaurants so langsam ihren Außenbereich aufbauen und wie die Bettler langsam an ihre Plätze schlürfen. So eine Stadt riecht an einem Samstagmorgen übrigens auch stärker nach Urin, als am Rest des Tages, aber das verwundert nicht weiter.
Ziel meines Umherwanderns war natürlich der Hafen von Barcelona. Da Madrid leider keine erwähnenswerten Gewässer besitzt (mal von den Pfützen im Flussbett vom Manzanares abgesehen), hat es mich natürlich direkt ans Meer gezogen. Auf dem Weg dorthin bin ich aber durch ein paar interessante Viertel der Stadt gelaufen, die trotz ihres Gestankes mit einer wunderschönen Optik überzeugen konnten. Vorbei ging es auch am Placa Espanya und dann zum Palacio National, einem Kunstmuseum, das natürlich um diese Uhrzeit noch geschlossen war. Das Museum lag jedoch auf einem Hügel und so hatte ich einen wunderschönen Überblick. Der perfekte Start in den Tag!
Vom Museum ging es dann weiter in Richtung Wasser. Dazwischen lag allerdings noch ein weiteres Viertel der Stadt, welches deutlich besser roch als die vorherigen und auch schön anzuschauen war. Kurze Zeit später, war ich dann am Hafen. Direkt bei den Kreuzfahrtschiffen. Dabei ist mir aufgefallen, dass der Tourismus in Barcelona super durch optimiert ist. (Das im Nachfolgenden erläuterte Phänomen tritt wahrscheinlich in allen Hafenstädten auf, ist mir hier aber wirklich Bewusst geworden.) Direkt an der Anlegestelle von den riesigen Schiffen ist auch gleich der Startpunkt der, mittlerweile für alle touristisch überfrachteten Städte typischen, Stadttour-Doppeldecker. Damit wurde für den geneigten Kreuzfahrer, der wie seine mittelalterlichen Namensvettern in Scharen in fremde Länder einfällt, die optimale Umgebung geschaffen um sich möglichst alle Sehenswürdigkeiten der Stadt anzuschauen, ohne sich dabei genauer mit der Stadt zu beschäftigen. Aber genug mit meinem persönlichen Kreuzzug gegen Kreuzfahrer.
Der Hafen hatte auch noch mehr zu bieten, als nur große Schiffe. Es gab auch recht viele kleine, mit und ohne Segel. Der Anblick dieser Boote hat mir dann besser gefallen und ich habe mich erstmal auf eine Bank gesetzt um Sonne und Ausblick zu genießen. Da ich zu dem Zeitpunkt schon ungefähr zwei Stunden durch die Stadt gelaufen bin, hatte ich auch das Gefühl schon verdammt viel geschafft zu haben. Und das vor dem Frühstück! Frühstück war dann übrigens das nächste Stichwort. Bis auf einen Apfel hatte ich nämlich zu diesem Zeitpunkt noch nichts gegessen und es wurde Zeit dem, vom Grillen noch immer etwas gefüllten Magen, Nachschub zuzuführen. Also habe ich mir ein Restaurant in Hafennähe gesucht und mir ein schönes katalanisches Frühstück gekauft. Man gönnt sich ja sonst nichts. Während des Frühstücks sind dann auch so langsam meine Reisegefährten auferstanden und haben mir ihre Pläne für den Tag mitgeteilt. Da sie schon länger in der Stadt waren und eigentlich auch schon fast alles gesehen hatten, haben sie sich einen Strandvormittag vorgenommen. Da ich lieber noch ein wenig durch die Stadt irren wollte, habe ich gesagt, dass ich dann später dazustoßen werde.
Auf meinem Weg durch die Stadt habe ich dann die Kathedrale von Barcelona entdeckt. Ein schöner, alter Bau im Zentrum der Stadt, dem man sein Alter anmerkt. Trotzdem fand ich die Kathedrale echt schön und war beeindruckt. Das einzige was mich ein wenig gestört hat, war die Menge an lauten Touristen in der Kirche. Auch wenn ich mich selbst als Agnostiker bezeichnen würde, bin ich der Meinung, dass in einer Kirche eine gewisse Ruhe und Demut herrschen sollte und es nicht klingen sollte wie auf einem belebten Marktplatz.
Nach der Kirche ging es dann weiter in Richtung Innenstadt um dort ziellos herumzulaufen. Dabei habe ich dann unter anderem die Markthalle und auch die Basilika von Barcelona gefunden. Beides war ganz nett, aber nicht weiter spektakulär. Als dann die anderen irgendwann geschrieben haben, dass sie jetzt am Strand sind und nur bis zum frühen Nachmittag dort bleiben, habe ich mich dann entschieden dazu zu stoßen. Da mir mein Navi angezeigt hat, dass ich eine knappe Stunde benötige, konnte ich auf dem Weg noch ein paar Dinge anschauen. Die erste halbe Stunde meines Fußweges benötigte ich dann um zum Wasser zu kommen und die zweite halbe Stunde bin ich dann ganz entspannt und barfuß am Meer entlang gelaufen. Es tat echt gut mal wieder mit nackten Füßen durch den Sand zu laufen und das Mittelmeer in unregelmäßigen Abständen an den Knöcheln zu spüren. Irgendwann habe ich dann die anderen gefunden und bin dann auch gleich eine Runde ins Meer gesprungen. Das Wasser war noch dezent kühl, aber für einige Zeit hat man es im Meer schon ausgehalten. Da es draußen auch sehr warm war, hat das aufwärmen danach auch nicht lange gedauert.
Nach dem Strand sind wir dann zurück zur Unterkunft um uns fertig zu machen. Die anderen hatten geplant zum Fußball zu gehen und sich den FC Barcelona anzuschauen. Die Gelegenheit wollte ich mir dann auch nicht entgehen lassen und hab mich entschieden mitzukommen. Die anderen hatten auch noch keine Tickets gekauft und wir wollten es an der Tageskasse versuchen. Irgendwie hat das dann auch geklappt und wir haben 5 Karten für das Spiel bekommen. Das Besondere an der Sache war aber das Stadion, das legendäre Camp Nou, ein richtiger Hexenkessel. Von außen ist es ein sehr einfach, aber effizient gehaltener Betonklotz ohne Schnörkel, ohne Extravaganz und für meinen Geschmack mit zu wenigen Fressbuden. Dafür aber mit über 100 Eingängen und einer Armada an Ordnern, die den Einlass für die über 90.000 Zuschauer sehr schnell gemacht haben. So schnell kommt man nicht mal beim Eishockey in Düsseldorf zu seinem Platz. Seine volle Pracht entfaltet das Stadion dann aber im Innenraum. Man muss sich das ganze wie einen riesigen Kessel mit Platz für unfassbar viele Menschen vorstellen. Dadurch wirkt das ganze echt mächtig gewaltig. Leider merkt man dem Stadion aber auch an, dass es hauptsächlich von Touristen bevölkert wird. So richtig Stimmung wollte nicht aufkommen und die Ultras von Barcelona bekommen auch eher das Prädikat „stets bemüht“. Dafür war das Spiel recht unterhaltsam und Barcelona konnte mit einem 4:1 sicher gewinnen. Insgesamt muss ich sagen, dass der Besuch im Stadion sich schon gelohnt hat. Als sportbegeisterter Mensch sollte man einmal im Camp Nou gewesen sein und sich ein Spiel mit 90.000 anderen Menschen anschauen. Ein zweites Mal brauche ich es aber nicht und ich glaube mein Fußballbudget für dieses Jahr ist damit definitiv ausgeschöpft.
Nach dem Spiel haben wir uns dann vorgenommen zu einem Aussichtspunkt zu gehen. Leider weiß ich den Namen nicht mehr. Der Aussichtspunkt war aber ein Park, der auf einem Hügel lag, sodass man einen schönen Blick über die Stadt hat. Auf dem Weg dahin, habe ich festgestellt, wie hügelig Barcelona doch ist. Irgendwie ging es auf der ganzen Strecke vom Stadion zum Aussichtspunkt immer Auf und Ab. Da wir auch alle länger nichts gegessen hatten, war das Ganze ein wenig anstrengend, aber unterwegs haben wir zum Glück einen Laden gefunden, der offen hatte. Was mich dabei sehr gewundert hat, in Barcelona ist es an einem Samstagabend sehr schwer ein offenes Restaurant zu finden. Während in Madrid auf der gleichen Strecke mindestens 10 Cervecerien, Bars oder Restaurants gelegen hätten, gab es in dem Teil von Barcelona nur ganz wenige offene Restaurants und die waren dann auch meistens schon überfüllt. Einzige Möglichkeit die wir dann hatten, war eine Dönerbude auf dem Weg. Der Döner viel dann aber eher in die Kategorie „der Hunger treibt es rein, der Stolz behält es drinnen“. Aber nach der kurzen Stärkung waren wir dann auch schon fast beim Aussichtspunkt und der war, wie schon erwähnt, wunderschön! Von dort oben hatte man einen wunderbaren Blick über die Stadt und konnte die verschiedenen Lichter, Straßen und Gebäude sehen. Für meinen Tagesabschluss war das eine super Abrundung, da ich mir ja schon am Morgen die Stadt beim Aufwachen angeschaut hatte.
Vom Aussichtspunkt ging es dann zurück zur Unterkunft. Dabei hat sich dann die Gruppe getrennt und 2 Leute sind schon mal mit der Metro vorgefahren, um die Früchte für den Sangria zu schnippeln. Der Rest ist dann zu Fuß zur Unterkunft gelaufen. Der Abendspaziergang war auch super, auch wenn ich mich wieder über die Abwesenheit der Gastronomie in Barcelona gewundert habe. Selbst die Suche nach einem Fußpils gestaltete sich als schwierig. Irgendwann haben wir dann aber doch noch einen Laden gefunden, bei dem wir uns ein Wegbier kaufen konnten und dann war die Wanderung noch ein wenig angenehmer. In der Unterkunft angekommen gab es dann noch Sangria, ein wenig Musik und ein paar Gesprächsthemen, bevor wir dann alle schlafen gegangen sind. Es war dann auch schon erstaunlich spät geworden.
Das nächste Morgen startete dann mit dem Auschecken aus der Unterkunft, einem kurzen Frühstück in einer Bäckerei und dann ging es auch schon zur Sagrade Familia, dem wohl bekanntesten Bau in Barcelona. Leider hatte ich online keine Tickets mehr bekommen können für den Sonntag und hatte gehofft, dass es evtl. vor Ort noch welche gibt. Leider wurde ich enttäuscht und ich konnte mir das Kirchengebäude nur von außen anschauen. Dabei muss ich sagen, dass ich die Kirche sehr merkwürdig finde. Von vorn, also vom Haupteingang sieht es aus, als wäre das Gotteshaus direkt aus einem Fels gehauen wurden, von der Seite kamen dann aber immer modernere Elemente hinzu, inklusive eines Glasfahrstuhls, und von hinten sah das Gebetshaus wieder vollkommen anders aus, mit einem Jesus am Stahlträgerkreuz, verschiedenen Schriften und Texten in der Fassade und irgendwelcher Kunst, die (für meinen Geschmack) zu modern waren für einen Dom. Insgesamt sah es danach aus, als wollte sich jeder beteiligte Künstler/Architekt irgendwie verewigen und dem ganzen seine Handschrift aufsetzen. Dadurch wirkte das Ganze aber eher wie ein Text, der in 5 verschiedenen Schriftarten und Schriftgrößen geschrieben wurde.
Nachdem wir dann die Sagrada Familia einmal vollständig umrundet hatten, sind wir in Richtung Busbahnhof gelaufen, da unser Fernbus schon 14 Uhr zurück fuhr. Da wir noch ein wenig Zeit hatten, bin ich dann vom Fernbusbahnhof noch ein wenig rumgelaufen und hab den Arc de Triomf und den Parc de la Ciutadella gefunden. In dem Park stand außerdem noch die Cascade Monumental, die ihrem Namen alle Ehre macht. Ich bin dann wieder pünktlich zurück zum Busbahnhof und dann ging es auch schon wieder 8 Stunden lang zurück nach Madrid. Zum Glück gibt’s in den Bussen ein Medienangebot. Außerdem kann ich in Transportmitteln gut schlafen, was ich dann auch getan habe. Uno und Skat haben wir aber auch gespielt.
Zurück in Madrid ging es dann wieder zur Wohnung und fast direkt ins Bett, da ja die nächste Arbeitswoche anstand. Insgesamt war das Wochenende in Barcelona echt gut. Die Stadt hat mir gut gefallen und ich möchte unbedingt nochmal zurück, dieses Mal dann mit ein wenig mehr Zeit und einer besseren Planung im Gepäck. Beim nächsten Mal möchte ich auch unbedingt die Sagrada Familia von innen begutachten und schauen, ob sie dort auch so zusammengewürfelt aussieht. Aber das hat noch ein wenig Zeit. Erst Mal geht es hier in Madrid noch in den Endspurt. Es sind nur noch 3 Wochen. Aber dazu gibt es wahrscheinlich im nächsten Eintrag etwas mehr zu lesen.
Veröffentlicht am 19.05.2017, Ⓒ Peter Wiese